Sozialreport 2010

20 Jahre Einheit – eine widersprüchliche Bilanz

Mathias Ostertag02. September 2010
Die Bilanz der deutschen Einheit wird in Ost und West unterschiedlich bewertet. 47 Prozent der Befragten sehen laut der Studie die Einheit als vollendet an, im Osten unterstreichen aber nur 17 Prozent diese These. Auffällig ist die unterschiedliche Bewertung des persönlichen Nutzens der Einheit: 42 Prozent der Bürger im Osten sehen sich als Gewinner der Einheit, nur 37 Prozent der Westdeutschen haben nach eigener Aussage von der Wende profitiert.

Einen wesentlichen Unterschied offenbart die Studie in der Wahrnehmung, inwieweit die Ostdeutschen von der Wiedervereinigung profitiert haben: "52 Prozent der Westdeutschen gehen davon aus, dass es dem Osten inzwischen besser bzw. teilweise besser geht als dem Westen", so der Verbandspräsident der Volkssolidarität Prof. Dr. Gunnar Winkler. "75 Prozent der Ostdeutschen sind da genau anderer Meinung."

DDR ist unerwünscht

Die weit verbreitete These, die Mehrheit der Ostdeutschen würde sich die DDR zurückwünschen, ist ein Irrglaube. Nur neun Prozent wollen die DDR tatsächlich zurück. Sogar in den "alten Bundesländern" wollen mit 11 Prozent der Befragten mehr Menschen die Mauer wieder zurück haben.

Die Studie zeigt weiter, dass die Mehrheit der Bürger in der Bundesrepublik mit dem eigenen Leben zufrieden ist. "Zugleich erwartet mehr als die Hälfte von ihnen, dass sich gerade im sozialen Bereich weiterhin einiges verschlechtert", warnt Winkler. "Die Bewertung der allgemeinen Lebenszufriedenheit im Westen ist mit 62 Prozent an Zufriedenen und acht Prozent Unzufriedenen positiver als im Osten."
Nur marginal schlechter ist die Zufriedenheit im Osten. Dort seien immerhin 51 Prozent der Bürger mit dem Leben zufrieden. Grund zur Sorge bereitet eher der pessimistische Blick in die Zukunft. Jeder Vierte habe Befürchtungen und 51 Prozent Hoffnungen und Befürchtungen in gleichem Maße. Doch mehr als die Hälfte der Ostdeutschen will laut "Sozialreport" weder die DDR wiederhaben noch fühlt sie sich in der Bundesrepublik schon richtig wohl.

"Neue Formen der Mitwirkung"

Dabei sind die Bürger nicht unzufrieden mit der Demokratie. Nach wie vor besitzt die Demokratie für die Befragten einen hohen Stellenwert. Jedoch ist das Vertrauen in die Politik und deren Institutionen gering. "Nicht einmal 20 Prozent der Bürger in Ost und West bringen dem Bundestag bzw. der Bundesregierung noch volles bzw. viel Vertrauen entgegen", so Volkssolidariät-Präsident Winkler.
Dabei gebe es eigentlich ein gestiegenes starkes politisches Interesse bei den Menschen. Doch Wahlen seien für viele Bürger als Beteiligungsrecht in der Demokratie nicht ausreichend. Daher würden "neue Formen der Mitwirkung für erforderlich gehalten", so Winkler
 

Weitere Informationen und den Download des "Sozialreports 2010" unter: Verband Volkssolidarität: Sozialreport 2010

Studie "Sozialreport 2010 - Die deutsche Vereinigung - 1990 bis 2010 - Positionen der Bürgerinnen und Bürger": Für die Studie, im Auftrag des Verbandes vom Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum Berlin-Brandenburg (SFZ) e.V. erarbeitet, wurden insgesamt 2.090 Bürger aller Altersgruppen ab 18 Jahren und sozialen Schichten in allen Bundesländern befragt.

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