Gedenken

13. Februar in Dresden: „Es ist wichtig, gegen die Nazis präsent zu sein.“

Kai Doering12. Februar 2021
So war es im vergangenen Jahr: Doch auch unter Corona-Bedigungen stellt sich das Bündnis „Dresden Nazifrei“ den Rechten entgegen.
So war es im vergangenen Jahr: Doch auch unter Corona-Bedigungen stellt sich das Bündnis „Dresden Nazifrei“ den Rechten entgegen.
Am 13. Februar wird in Dresden der Bombardierung der Stadt vor 76 Jahren gedacht. Seit Jahren versuchen Neonazis, die historischen Ereignisse zu verdrehen. Auch unter Corona-Bedingungen tritt ihnen das Bündnis „Dresden Nazifrei“ entgegen. Die Jusos sind dabei.

Welche Bedeutung hat der 13. Februar 1945 heute in Dresden?

Meinen ersten Kontakt mit dem NS-Terror hatte ich als Kind über die Erzählungen meiner Urgroßmutter. Sie hat die Bombardierung Dresdens selbst miterlebt. Ich denke, so wird es vielen Dresdnerinnen und Dresdnern gehen. Viele haben jemanden in der Familie, der die Ereignisse damals miterlebt hat. Das prägt die Stadt bis heute. Umso trauriger ist, dass Dresden in den letzten Jahren am 13. Februar immer wieder zum Sammelbecken für Neonazis geworden ist, die das Datum für sich vereinnahmen und die historischen Tatsachen verdrehen, um einen Opfermythos aufrecht zu erhalten. Dabei haben sie auch immer wieder versucht, eine bürgerliche Schicht anzusprechen. 

Mit einem – zum ersten Mal digitalen – „Mahngang“ hat das Bündnis „Dresden Nazifrei“ am Sonntag eine Aktionswoche zum 13. Februar eröffnet. Wie war die Resonanz?

Wegen Corona wurde die Veranstaltung, diesmal zum Thema “Volksgemeinschaft”, in diesem Jahr per Livestream übertragen. Die verschiedenen Orte und was dort geschehen ist, wurden vorgestellt. Das Interesse war schon recht groß, es gab um die 200 Teilnehmer in Präsenz und auch im Nachgang wurde der Stream noch häufig geklickt auf der Seite von Dresden-Nazifrei

Am Samstag wird es den ganzen Tag über Gedenkveranstaltungen geben. Wie ist das alles unter Coronabedingungen möglich?

Wir haben bereits im Oktober mit den Planungen begonnen. Das hat nichts mit Corona zu tun. Die diversen Veranstaltungen müssen einfach vorbereitet und organisiert werden. Bis weit in den Januar hinein war dann nicht klar, ob wegen der Corona-Bestimmungen und des Lockdowns überhaupt etwas stattfinden kann. Letztlich haben wir uns aber entschieden, dass wir am 13. Februar auf jeden Fall Flagge zeigen müssen. Egal, wie klein die Proteste am Samstag sein werden: Es ist wichtig, gegen die Nazis präsent zu sein.

In den vergangenen Jahren ist es rund um den 13. Februar zu Aufmärschen von Neonazis in der Stadt gekommen. Was erwarten Sie in diesem Jahr vor dem Hintergrund der Corona-Beschränkungen?

Das ist sehr schwer vorherzusagen. Wir wissen, dass es Bestrebungen von Neonazis gibt, am Samstag nach Dresden zu kommen. Ob sie das dann tatsächlich in die Tat umsetzen, können wir natürlich nicht sagen. Auf dem Altmarkt wird es aber sicher eine AfD-Veranstaltung geben. Die könnte andere anziehen.

Wie geht das Bündnis damit um?

Vor allem, indem wir versuchen, lauter zu sein als die Nazis. Nicht nur wortwörtlich, sondern auch mit Sharepics in den Sozialen Medien zum Beispiel. Wir haben viele Redebeiträge auf unserer Internetseite veröffentlicht, weil es in diesem Jahr keine große Kundgebung geben darf. Es lohnt sich auch, sich die Reden digital anzuhören. Auch wenn in diesem Jahr alles etwas anders ist, wollen wir für eine Gegenöffentlichkeit sorgen. 

Warum engagieren sich die Jusos bei „Dresden Nazifrei“?

Wir Jusos verstehen uns ja als antifaschistischer Verband. Gerade in Sachsen haben wir leider ein Problem mit Rechtsextremismus. Das sieht man auch an den hohen Wahlergebnissen früher für die NPD und heute für die AfD. Die zunehmende Polarisierung in der Corona-Situation verschärft die Lage noch. Für uns Jusos bedeutet das, dass wir präsent sein und uns in breiten Bündnissen engagieren müssen. Deshalb ist es uns wichtig, dass wir bei „Dresden Nazifrei“ dabei sind.

In Dresden hat sich 2014 Pegida gegründet, auch einige sogenannte Querdenker-Demos haben bereits in der Stadt stattgefunden. Wie groß ist das Potenzial für rechtes Gedankengut in der Stadt?

Wahrscheinlich ist es schon größer als in anderen Städten – gerade wenn man in die weniger privilegierten Stadtteile schaut. Die Skinheads Sächsische Schweiz waren hier in der Region aktiv und es gibt nach wie vor eine Neonazi-Szene in der Stadt. In der eher bürgerlichen Stadtgesellschaft ist das immer wieder auf unkritische Resonanz gestoßen. Obwohl manche Menschen sehr deutlich rechte Meinungen vertreten, sind sie in der Stadt angesehen und ihre Äußerungen werden nicht hinterfragt. Das finde ich schon bedenklich.

Die Gesprächspartnerin

Zoe Olschewski ist Mitglied im Vorstand der Jusos Dresden und Beisitzerin im Vorstand des OV Leuben in Dresden.

weiterführender Artikel

Kommentare

Historie richtig darstellen

Dass es die Flächenbombardements der britischen und amerikanischen Luftwaffe auf Dresden gab, ist unzweifelhaft.

Aus Wikipedia: Angriffe der britischen und amerikanischen Bomber
24. August 1944
7. Oktober 1944
16. Januar 1945
13. Februar 1945 Nachtangriff
13. auf 14. Februar 1945 Nachtangriff
14. Februar 1945 Tagesangriff
15. Februar 1945
2. März 1945
17. April 1945

Damit muss man sich auseinandersetzen, anstelle es zu beschweigen oder zu relativieren. Denn genau damit bietet man rechtsnationalen Gruppen erst die Angriffsfläche.

Relativieren

Haben Sie sich mal mit den Begriffen auseinandersetzt, mit denen die Neonazis in Bezug auf die Bombardierung Dresdens arbeiten? Es geht hier nicht darum, zu relativieren oder zu beschwichtigen, sondern darum, die Verdrehungen der Rechtsextremen zu entlarven und sich ihnen – wo nötig – entgegenzustellen. Die Internetseite von "Dresden Nazifrei" biete da eine Menge Material.

Dresden nazifrei

eine Anleihe- sprachlich, und damit auch gedanklich (Sprache prägt, deshalb gendern ja soviele) - bei den Nazis. Gut gemacht , sprachprägend bis in die Gegenwart haben sie gewirkt, die Nazis. Und dann sind sie auf der Linken so dumm, auf diese Leimspur zu kriechen, dies nicht zu erkennen. Dösig, um es plattdeutsch und damit zensurgeschützt zu sagen. Hochdeutsch wäre der Superlativ gefragt, den lasse ich lieber weg