Geschichte

Erich Schulz: Ermordet im Kampf für die Demokratie

Erich Schulz war des erste Todesopfer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Berlin. Am 25. April 1925 wurde er auf offener Straße von einem Rechtsextremen erschossen. Die Erinnerung an ihn ist bis heute wach.
von Kai Doering · 24. April 2021
Steinerne Erinnerung und Mahnung: Der Grabstein von Erich Schulz steht noch heute auf dem Friedhof Columbiadamm in Berlin-Neukölln.
Steinerne Erinnerung und Mahnung: Der Grabstein von Erich Schulz steht noch heute auf dem Friedhof Columbiadamm in Berlin-Neukölln.

Sie waren auf dem Rückweg von einer Werbefahrt durch den Berliner Westen. Am kommendem Tag, dem 26. April 1925, sollte der neue Reichspräsident gewählt werden und die Kameradschaft Kreuzberg des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ unterstützte den Kandidaten den Zentrums, Wilhelm Marx.

In der Innsbrucker Straße in Berlin-Schöneberg wird der offene Möbelwagen mit den Reichsbanner-Männern von Republik-Gegnern angehalten. Im folgenden Handgemenge zieht der 21-jährige Alfred Rehnig, Mitglied im rechtsextremen „Wikingbund“, eine Waffe und schießt mehrfach. Den 27-jährigen Erich Schulz verletzt er dabei so schwer, dass er noch auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt. Der parteilose Lagerarbeiter ist das erste von vielen Todesopfern des Reichsbanners in Berlin. Der Täter wird wenig später freigesprochen. 1931 tritt Rehnig der NSDAP und später der SS bei.

Die Nazis rühren den Grabstein nicht an

Eine Woche nach den tödlichen Schüssen, am 2. Mai, säumen tausende Menschen die Straßen in Kreuzberg als Erich Schulz zu Grabe getragen wird. Beerdigt wird er auf dem Neuen Garnisonsfriedhof, dem heutigen Friedhof Columbiadamm in Neukölln. Einer der Trauerredner ist der Reichstagsabgeordnete und Berliner SPD-Vorsitzende Franz Künstler. Zu Schulz‘ erstem Todestag wird auf dem Friedhof ein Grabstein enthüllt, den das Reichsbanner gestiftet hat.

Dieser Stein kann noch heute besucht werden, nachdem er vor einigen Jahren wiederenteckt wurde. Bis zur Machtergreifung der Nazis 1933 fanden hier regelmäßig Gedenkveranstaltungen des Reichsbanners statt. Auch nach dem Verbot der Organisation, die sich 1924 in Magdeburg zum Schutz der Weimarer Republik gegründet hatte, wagten ees die Nazis nicht, den Stein anzurühren. So überdauerte der den Zweiten Weltkrieg. 2016 wurde er aufwändig restauriert. Seit 2017 erinnert das „Reichsbanner“, das nach dem Zweiten Weltkrieg den Zusatz „Bund aktiver Demokraten“ erhielt, hier am Todestag an den ermordeten Erich Schulz.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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