Inland

Bildungsprojekt für Sinti und Roma ausgezeichnet

Am Mittwoch verlieh die Migrationsbeauftragte Aydan Özoguz die Integrationsmedaille an insgesamt acht PreisträgerInnen. Eine davon ist Simone Treis, die sich für die Rechte von Sinti und Roma einsetzt und vor allem traumatisierten Kindern hilft.
von Hendrik Benjamin Iding · 13. November 2014
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Simone Treis ist Vorsitzende von „Rom e.V.“, der sich seit 1986 gegen Antiziganismus und die Diskriminierung von Sinti und Roma engagiert. Zu ihren Projekten gehören unter anderem Alphabetisierungskurse, Sozialberatung und interkulturelle Feste. Das Ziel ist eine gelebte Integrationspolitik, welche die Sinti und Roma in die Gesellschaft einschließt und sie gleichzeitig darin bestärkt, ihre Traditionen zu bewahren. Denn laut Treis stehen viele von Ihnen vor der Wahl, entweder ihre Kultur zu verbergen oder mit Anfeindungen leben zu müssen.

Durch Bildung die eigene Identität stärken

„Sowohl in ihrem Herkunftsland als auch in Deutschland sehen sie sich ausgegrenzt und missachtet“, erzählt Simone Treis. „Die engen Flüchtlingsunterkünfte, der Duldungsstatus und die Perspektivlosigkeit belasten vor allem die Kinder.“ Vor diesem Hintergrund hat „Rom e. V.“ eine Schule und einen Kindergarten nur für Roma-Kinder aus Flüchtlingsheimen gegründet. Das Projekt heißt „Amaro Kher“, was „unser Haus“ bedeutet. Die Schule betreut insgesamt 32 Kinder im Alter von sechs bis dreizehn Jahren.

Die Lehrer fragen nicht, ob die Kinder legal oder illegal in Deutschland sind. Es geht ihnen darum, Bildung für Kinder zu gewährleisten, die in den meisten Fällen noch nie zur Schule gegangen sind, und ihnen einen Schutzraum zu geben. Neben dem Lernen sollen die Kinder befähigt werden, mit den traumatischen Fluchterlebnissen und ihrer eigenen Identität als Sinti und Roma umzugehen.

Fundament für ein freies Leben schaffen

Der Verein wurde vom grünen Bundestagsabgeordneten Volker Beck für die Integrationsmedaille vorgeschlagen. Jede Bundestagsfraktion durfte zwei Vorschläge bei Aydan Özoguz einreichen. Bei der Verleihung wies Volker Beck ausdrücklich auf das weiterhin bestehende Problem des Antiziganismus in Deutschland hin. Bildung sei das Fundament für ein freies und selbstbestimmtes Leben, dies gelte insbesondere für ausgegrenzte Minderheiten wie Sinti und Roma. Allerdings torpediere das staatliche Aufenthaltsrecht dieses Fundament, meint Volker Beck. „Die Einstufung der Balkanländer als sichere Herkunftsstaaten war ein Fehler, den Sinti und Roma dort werden grundlegende Dinge wie Nahrung, Wasser und Bildung verweigert.“ Deshalb hält er die Arbeit von „Rom e. V.“ für so wertvoll.

Neben Simone Treis wurden Abdullah Altun, Phedon Codjambopoulo, Helmut Nölling, Salih Elmascan, Danae Christodoulou, Mathilde Kilisch und Sarah Abel mit der der Integrationsmedaille ausgezeichnet. Sie dient der Anerkennung besonderer Dienste um das Zusammenleben in Deutschland. Dieses Jahr wurden Projekte aus dem Bildungsbereich ausgezeichnet.

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Autor*in
Hendrik Benjamin Iding

studiert Politologie sowie Soziologie an der Universität Potsdam und ist von Oktober bis Dezember 2014 Praktikant beim vorwärts.
 

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